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Symphonie im Großstadt-Slum

Symphonie im Großstadt-Slum


Kinshasa gilt als drittgrößte Stadt Afrikas. Der Alltag ist hart, die Armut groß. Hoffnung und ein Stückchen Glück finden viele Menschen in der Musik – und in einem absolut außergewöhnlichen Orchester

Bloß keine schnellen Bewegungen! Doch Albert bugsiert den riesigen Holzkörper eines noch unlackierten Kontrabasses so geschickt durch die schmale Tür seines Häuschens, als hätte er eine Aktentasche unterm Arm. „Leider baue ich keine Violinen“, scherzt er. Im anderen Arm hält er ein Cello, ebenfalls Marke Eigenbau. Das Handwerk hat sich der Musiker selbst beigebracht, nachdem er seine Musikschule schließen musste. Schüler hat er trotzdem noch: die Streicher des Symphonieorchesters von Kinshasa. Außerdem ist er  der Manager des Ensembles, in dem er selbst Kontrabass spielt.

Alberts Leben ist geprägt durch die Musik, und das gilt nicht nur für ihn. An fünf Abenden der Woche fährt er mit öffentlichen Kleinbussen in den Stadtteil Monkonto zur Orchesterprobe. Und mehr als 200 weitere Musikbesessene kommen aus allen Ecken der Acht-Millionen-Metropole dorthin – per Taxi, Bus oder zu Fuß. Sie schleppen ihre Instrumente und meist auch Stühle in den „Salle des Fêtes“, eine Art offene Riesengarage, in der Pfarrer Armand Diangienda den Dirigentenstab schwingt. Wenn’s sein muss, auch im Dunkeln; Stromausfälle gehören in der drittgrößten Stadt Afrikas, Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, zum Alltag. Doch das einzige Symphonieorchester Zentralafrikas lässt sich nicht von Alltagspannen bremsen. Es ist Schlimmeres gewohnt: In den 15 Jahren seines Bestehens hat es zwei gewaltsame Regierungswechsel und den Kongokrieg überstanden. Die Orchestermitglieder proben zu jeder Tageszeit und unter mühseligen Bedingungen, auch nach den härtesten Arbeitstagen. Laddy, der tagsüber Handy-Antennen aufbaut, spielt hier Oboe. Marc betreibt eine Wäscherei und ist seit zwölf Jahren Cellist, genau wie Joséphine, die frühmorgens auf dem Markt Omeletts backt. Alle setzen sich vor ihre Notenständer und üben. Ein Bratschist wiederholt Takte von Ravel. Weiter hinten versuchen sich die Trompeter an einer Passage von Carl Orff.

DIE IDEE: BEGLEITMUSIK FÜR DEN GOTTESDIENST

Das „Orchestre Symphonique Kimbanguiste“ – kurz OSK – hat eine außergewöhnliche Geschichte. Der Name leitet sich von der Kimbanguistenkirche ab, einer unabhängigen christlichen Kirche, die in Afrika mehrere Millionen Mitglieder hat. Sie wurde von Simon Kimbangu gegründet, dem Urgroßvater von Pfarrer Armand Diangienda. Dieser hatte 1994 die Idee, seine Messen musikalisch zu begleiten – so entstand das Orchester. „Papa Armand“ hatte in der früheren Kolonialmacht Belgien und in den USA studiert und kam als Dirigent und Pianist zurück in den Kongo. Nebenbei arbeitete er als Pilot. Doch nach einer Bruchlandung gab er die Fliegerei auf und kümmerte sich intensiver um die Kirche – und um die Musik. Ein Job, der Improvisationstalent und jede Menge Optimismus erfordert. Noch immer spielt ein Großteil des Orchesters auf billigen chinesischen Instrumenten aus der Startausrüstung des Ensembles. Die acht Geigen würde in Deutschland nicht mal ein Anfänger in die Hand nehmen. „Wenn die Saiten knapp werden, helfe ich mir mit Bremskabeln für Fahrräder“, gesteht Didier, der die Instrumente in Schuss hält.

EINST TRAUMSTADT – HEUTE MEGA-SLUM

Musiklehrer gibt es in Kinshasa kaum noch. Wer das Pech hat, kein Instrument zu spielen, das Manager Albert beherrscht, ist auf sich allein gestellt. Einzige Hilfe sind CDs sowie Videos von Konzerten, die man sich im Internetcafé neben der Kirche ansehen kann. Nur ab und zu reisen Idealisten wie Jérôme Hilaire vom Konservatorium in Evry bei Paris für einen Kurs in klassischer Musik an. Trotzdem kann es das OSK durchaus mit einem deutschen Regionalorchester aufnehmen. Das Erfolgsgeheimnis ist nicht anders zu erklären als mit unbändiger Leidenschaft. „Musik ist das Einzige, was zählt – ohne sie kann ich nicht leben“, sagt Moise, der Tenor. Und Sopranistin Mireille erklärt: „Sobald ich singe, vergesse ich meine Probleme.“ Musik als Flucht aus einer tristen Realität. Kinshasa, einst „die Schöne“ genannt, hat sich nach Diktatur und Bürgerkrieg in einen riesigen Slum verwandelt. Viele der Musiker haben in den Kriegswirren Angehörige verloren. So wie Nathalie, die ihren dreijährigen Sohn zu den Proben mitnehmen muss, weil sie niemanden mehr hat, der auf ihn aufpassen kann.

„Regelmäßig essen bedeutet hier eine Mahlzeit am Tag“, sagt Claus Wischmann, Drehbuchautor von „Kinshasa Symphony“ (www.kinshasa-symphony.com). Sein Film zeigt in eindrucksvollen Bildern, wie die Musiker „die enorme Energie für ein klassisches Orchester aufbringen“. Das Projekt steht unter Unesco-Schirmherrschaft und soll auf der Berlinale 2010 vorgestellt werden. Das OSK freut sich über die Aufmerksamkeit. Im Sommer spielten sie zum Unabhängigkeitstag in Kinshasa – und wurden bejubelt. Seitdem haben die Musiker einen Traum: eine Konzertreise durch Afrika oder sogar Europa.

FRANÇOIS DELETRAZ/NICOLE EHLERT

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04.10.2011
Tonight
screening at the opening ceremony of the "German Film Week" in Bujumbura, Burundi @ 7pm (19h) - with Martin Baer and Pascal Capitolin!

14.09.2011
Kinostart in Frankreich ! ! !

28.06.2011
Die Schülerinnen und Schüler der "Grundschule am Insulaner in Berlin-Steglitz" haben 600€ für das Orchester gesammelt

20.06.2011
Bester Dokumentarfilm
beim 11. Image et Vie Film Festival in Dakar, Sénégal!

16.05.2011
Kinostart in Österreich am 20. Mai!

27.04.2011
... und noch ein Publikumspreis! Diesmal in Pessac/Frankreich beim Palmarés-Du Festival de cinéma jeune public-Les Toiles Filantes!

26.04.2011
Publikumspreis als Bester Dokumentarfilm beim RiverRun International Film Festival in Winston-Salem, USA!

16.04.2011
Kinshasa Symphony gewinnt gleich zweimal bei den 25. Bozner Filmtagen: den Preis als bester Dokumentarfilm und den Publikumspreis!

14.04.2011
Kinshasa Symphony hat zwei weitere Preise gewonnen! Die World Gold Medal des New York Festival in der Kategorie Dokumentarfilm und den Preis der Stadt Potsdam für die beste künstlerische Leistung.

11.04.2011
Twitter News von RiverRun Film Festival:
"Habe eine Frau getroffen, die mit ihrer Tochter 530 km von Atlanta hergefahren ist nur um heute "Kinshasa Symphony" zu sehen!"

07.04.2011
Kinostart in Frankreich im September!

01.04.2011
Wunderschöner Beitrag über Kinshasa Symphony auf NY's klassischem Radiosender WQXR.

30.03.2011
Armand Diangienda wird im April 2 US-Festivals besuchen: Das AFF in NY und das RiverRun Int. Film Festival in Winston-Salem!!!

12.03.2011
Kinshasa Symphony hat den Jury-Preis des Salem Film Fest 2011 gewonnen!

11.03.2011
Kinshasa Symphony wurde für den Deutschen Filmpreis 2011 nominiert.
Die Preisverleihung findet am 8.April in Berlin statt. Wir freuen uns über die Nominierung!

29.01.2011
Kinshasa Symphony ist in der Vorauswahl für den deutschen Filmpreis Lola.

14.01.2011
Prädikat der Filmbewertungsstelle: "Besonders wertvoll"

01.01.2011
Kinostart in Belgien Januar 2011!

25.12.2010
CMJ Music&Film Festival, New York, gibt Ergebnisse der Zustauerabstimmung bekannt: Kinshasa Symphony ist "Best Documentary"!

22.12.2010
Die Musiker des WDR sind zurück von ihrer Reise nach Kinshasa. Der Aufenthalt und die Zusammenarbeit mit dem Orchester waren ein voller Erfolg!

28.11.2010
Abschlussfilm beim Europäischen Film Festival in Göttingen. Wieder ausverkauft!

22.11.2010
Zwei ausverkaufte Vorstellungen beim EthnoFilmFest in München und angeblich noch nie so viele Besucher und positive Reaktionen in der Geschichte des Festivals! 

10.11.2010
Screening at Free Zone Festival in Belgrade: "The screening was really great. Our audience loved the film. I can say that Kinshasa Symphony was one of the hit films at Free zone."

09.11.2010
November 2010: Kinostart in der Schweiz!

20.10.2010
"Special Jury Mention" for creative dramatic illustration of the survival topic at "Flahertiana" Film Festival in Perm, Russia!

18.10.2010
"VIFF Most Popular Nonfiction Film Award" in Vancouver!

08.10.2010
Kinshasa Symphony
ist der Publikumsliebling beim "10.Festival des Deutschen Films" in Buenos Aires!

03.10.2010
Unser erster Bedarf auf betterplace.org kann realisiert werden. Danke an alle für die Spenden und die Ünterstützung!

30.09.2010
Toller Kinostart! Die Arthouse-Filmhits führen Kinshasa Symphony auf Platz sechs der erfolgreichsten Filme der Woche!

23.09.2010
"Kinshasa Symphony...die beste Musikdoku seit 'Rhythm is it!" -  Deutschlandradio

23.09.2010
Kinostart in Deutschland

21.09.2010
Now donations for the orchestra possible at betterplace.org!

02.09.2010
Kinshasa Symphony is nominated for the Erasmus EuroMedia Awards 2010.

17.08.2010
The 6th Jecheon International Music & Film Festival presents the Grand Prize to Kinshasa Symphony from the International Competition section "World Music Film Today".

16.08.2010
Rhode Island Int. Film Festival 2010:
Grand Prize "Best Cinematography"
goes to "Kinshasa Symphony"
The 2010 Flickers: Rhode Island International Film Festival (RIIFF) announced the winners in this year’s film competition at its annual Awards Ceremony in downtown Providence, RI. The festival ran August 10th-15th and showcased over 200 cinematic works, including 35 World and 23 US/North American Premieres. The films were selected from a record entry base of over 4200 international submissions.
www.film-festival.org

12.08.2010
Filmmusik verbindet die Festivals in aller Welt: bei den Oberaudorfer Musikfilmtagen spielt die Jugendblaskapelle Filmmusikklassiker - zur Eroeffnung des Jecheon International Music & Film Festivals in Korea gibt es ebenfalls Filmmusik, diesmal gespielt auf koreanischen Saiteninstrumenten.
Beide Festivals sind noch jung. Beide sind ausgesprochen gastfreundlich und wunderbar musikorientiert. Fantastisch, dass beide "Kinshasa Symphony" zeigen! In Bayern mit deutschen Untertiteln, in Jecheon mit koreanischen.

29.07.2010
Kinshasa Symphony erhält eine "Lobende Erwähnung" beim Phoenix-Dokumentarfilmpreis 2010. >>>

27.07.2010
Pascal Capitolin stellt Kinshasa Symphony beim Durban International Film Festival vor: "Die erste Vorstellung fand vor vierhundert Schülern statt, die danach vor allem fragten, wieso Schwarze klassische Musik statt Rap oder ähnlichem spielen. Der Film kam sehr gut bei ihnen an - und gelacht wurde an ganz anderen Stellen als in Europa. In Südafrika haben schon erstaunlich viele Menschen von Kinshasa Symphony gehört."

20.07.2010
Kinshasa Symphony hat seine Premiere im Kongo.
Der Film läuft "open air" am 20.7., dann als Gala-Vorstellung für das gesamte Orchester am 21. Juli im "Hotel Venus" und am 22. Juli im "Centre Culturel Wallonie-Bruxelles" >>>

26.06.2010
Kinshasa Symphony erhält den Publikumspreis beim „Festival des Deutschen Films“ >>>

04.05.2010
AWARDS OPEN DOEK FILMFESTIVAL 2010
Special Mention: Kinshasa Symphony
"The jury was very enthusiastic about the portrayal of the creative musicians in Congo."

 

15.3.2010
Kinshasa Symphony als Eröffnungsfilm am 15.4.2010 beim renomierten Festival "Visions du Réel" in Nyon (Schweiz)

8.3.2010
Weltpremiere von Kinshasa Symphony auf der Berlinale 2010 ein voller Erfolg: zwei ausverkaufte Vorstellungen, begeisterter Applaus, großes Interesse beim Publikum

18.01.2010
Kinshasa Symphony auf der Berlinale 2010
Der Film Kinshasa Symphony läuft als „Berlinale-Special“ am 17. Februar 2010 um 21:45 Uhr (Whg. 18.2. um 18:00 Uhr Cubix 8)

30.10.2009
Das Filmteam ist zurück in Berlin. Die Endfertigung des Filmes hat bereits begonnen.

16.10.2009
Die zweite Drehphase in Kinshasa hat begonnen. Glücklicherweise lässt der große Regen noch auf sich warten. Proben, Außenaufnahmen, Musikerportraits und ein neuer Protagonist: Ein Tubist mit eigener Apotheke. Noch hat der Kameramann beide Schuhe...

4.10.2009
Sounding Images ist es gelungen, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin auf das Projekt aufmerksam zu machen. Das Orchester gab dem Drehteam eine Kiste mit Instrumenten für das L'Orchestre Symphonique Kimbanguiste mit. Geplant ist eine langfristige Partnerschaft zwischen den beiden Orchestern. Auch ein Instrumentenbauer soll nach Kinshasa Reisen, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

20.08.2009
Sounding Images ist es gelungen, für das Projekt „Kinshasa Symphony“ die Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission e.V. zu erhalten, worauf wir sehr stolz sind.

19.08.2009
Die erste Drehphase ist beendet. Bis auf einen Schuh des Kameramanns, der auf dem Rückflug verloren ging, ist das Team mitsamt Equipment wohlbehalten zurückgekehrt…

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